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Kerzentod

Kerzentod

 

„Ach komm schon, das ist kinderleicht.“

Er schaute sie belustigt an und verschränkte die Arme.

„Nur ein Spiel, wie jedes andere!“

Sie schüttelte nur unsicher den Kopf und schaute ihn ängstlich an.

„Das hat etwas mit Geistern zu tun, das ist ganz und gar nicht wie jedes andere!“

Er winkte bloß ab und griff seine Freundin an dem Arm.

„Hör zu. Unsere Beziehung ist todlangweilig geworden. Ein bisschen Action schadet echt nichts.“

Sie wandte verletzt den Kopf ab und musterte den schmutzigen Boden des Dachbodens.

Er erfasste ihr Kinn und zog ihr Gesicht wieder zu sich.

„Es ist mir wichtig, mein Engel. Ich will wissen wer meine Eltern getötet hat.“

„Siehst du, es ist kein Spiel.“

„Okay, dann ist es eben keines, aber ich hab doch das Recht darauf. Und du bist alles was ich in diesem Leben noch habe.“

Er sah, wie die Worte wirkten. Sie nickte langsam und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Nur einmal, okay? Und du solltest das echt lassen.“

Erleichtert zog er die Mundwinkel zu einem Lächeln und ein Feuer loderte in seinen Augen auf.

„Los geht’s.“

Er drehte das Licht ab und zündete Kerzen an, die die beiden in einem Kreis einschlossen.

Schließlich holte er einen Pappkarton mit Buchstaben an und ein Glas.

„Los, Liebste, mach mit. Es geht bloß zu zweit.“

Erneut nickte sie und legte die zitternden Hände in seine. Er begann mit monotoner Stimme einen Schwur aufzusagen, sie sagte ihn stotternd nach.

Eine Weile geschah nichts. Das Mädchen zitterte am ganzen Leib und Angstschweiß stand ihr auf der Stirn.

Mit einem Ruck bewegte sich das Glas. Gebannt starrten die zwei auf die Buchstaben. Es bewegte sich Zentimeter für Zentimeter.

„V-A-T-E-R“, las er, jeden Buchstaben anhängend. Dann erstarrte er und schaute geschockt in ihr Gesicht.

„Es war sicher nicht dein Vater!“

Er erbleichte und starrte bloß weiter auf das Glas.

„Z-A-U-B-E-R I-N F-A-M-I-L-I-E.“

Verwirrt hob er die Augenbraue. Zauber?

„S-I-E W-I-R-D D-I-E N-Ä-C-H-S-T-E S-E-I-N.“

Augenblicklich hüpfte er auf und schmiss das Glas an die Wand. Er keuchte, als er seine Freundin erneut anschaute. Ein Blick aus Angst und Abscheu. Abscheu vor sich selbst, Wut auf seine Eltern.

Sie zitterte und kam einen Schritt auf ihn zu.

„Nein, geh weg von mir. Ich darf dich nicht töten. Nein.“

Er streckte die Arme schützend vor sein Gesicht. Sein Leib wurde heftig geschüttelt.

Sie schluchzte und suchte den Ausgang aus diesem Dachboden. Sie warf ihm einen letzten Blick zu und entfernte sich schließlich. Als sie unten ankam, hörte er einen Schrei. Er folgte ihr mit fahlem Gesicht. Sein Herz setzte einen Moment lang aus, als er ihren Körper am Boden liegen sah. Er hatte Angst zu ihr zu rennen und ihr etwas anzutun. Sie war sein Ein und Alles. Er entschloss, die Rettung zu rufen und wollte gerade sein Handy zücken, als sich etwas Nasses auf Mund und Nase legte. Er stieß einen erstickten Schrei aus und augenblicklich wurde ihm schwarz vor Augen.

 

 

Radiomeldung:

Der Massenmörder hat wieder zugeschlagen. Er hat sein schmutziges Spiel an ein frisches Liebespärchen ausgeführt und hat erneut das Leben zweier Menschen ausgelöscht. Die Polizei vermutet einen Psychopaten mit seelischen Problemen. Die Ermittlungen sind in vollem Gange!

 

 
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